Nein, ganz sicher nicht. Für mich
zumindest nicht. Aber um das beantworten zu können, muss ich erstmal
von vorne beginnen.
Tja, auch wenns abgedroschen klingt: Es
gibt Punkte im Leben, an denen man sich entscheiden muss: Mache ich
so weiter wie bisher oder kremple ich alles um.
Ich war im September 2013 an solch
einem Punkt angekommen. Gesundheitlich ziemlich am Boden, mit meinem
Leben nicht zufrieden. Ich habe mich jahrelang nach dem Prinzip „ohne
Rücksicht auf Verluste“ - hart gesagt – verhalten. Konsumiert
was ich gerade brauchte bzw. glaubte zu brauchen, eingekauft was mir
gerade in den Sinn kam und gegessen ohne über Herkunft, Produktion
oder Transport nachzudenken. Nur zufrieden war ich nicht. Eine
gewisse Leere war da.
Und dann kam der September 2013. Ein
Tiefpunkt für mich, aber ein wirklicher Wendepunkt. Zeit um
nachzudenken, Zeit und auch die Muse wirklich in mich zu gehen und
die Erkenntnis: ICH MUSS ETWAS ÄNDERN. Klar, in erster Linie für
mich – aber ich will auch etwas Anderes für mein Kind. Denn mit
zweierlei Maß messen funktioniert einfach nicht. Ich konnte nicht
für mich so leben wie bisher, meinem Kind aber das Gegenteil
mitgeben wollen.
Begann ich erstmals mit dem
Selbermachen in Sachen Nahrungsmittel, geht der Weg inzwischen immer
weiter. Aber mal langsam.
In 5 Jahren, die wir nun schon in
unserem Dörflein wohnen, habe ich es bis September nicht geschafft
gehabt, zu unserem Gemüsebauern direkt ums Eck zu gehen. 5 Minuten
zu Fuß. Schlimm eigentlich. Naja, nicht nur eigentlich.
Nun bin ich Stammkundin und freue mich
mindestens zweimal wöchentlich über richtig frisches Gemüse direkt
vom Bauern. Genauso über die netten Gespräche und Tratschereien
jedes Mal. Das Entschleunigen tut gut. Kindlein kann Hendala schauen
und ich weiß woher die Nahrungsmittel kommen.
Ich habe Sauerteig selbst angesetzt und
seit Monaten kein Brot mehr gekauft. Es schmeckt herrlich und ist
nicht viel Aufwand.
Zwischendurch habe ich auch Käse und
Butter selbst gemacht. Nudeln wurden in der Wohnung zum Trocknen
aufgehängt und ein Entsafter hat ein Plätzchen in meiner Küche
ergattert.
Fleisch essen war ab diesem Zeitpunkt
irgendwie kein Thema mehr – obwohl wir erst nicht darüber
gesprochen haben uns vegetarisch zu ernähren. Irgendwann haben wir
bemerkt, dass wir seit Wochen kein Fleisch mehr gegessen haben und
uns absolut nichts fehlt. Für mich nicht das erste Mal ein
vegetarischer Weg – aber diesmal von Dauer!
Gut, somit wurde dann doch
„beschlossen“: Wir bleiben bei rein vegetarischer Kost.
Dann folgte Zug um Zug die Umstellung
auf Bio- und Fairtrade Produkte.
Ich habe mich eingelesen in die Materie
und ein weiterer Schritt war unumgänglich: nicht nur saisonal
einkaufen – sondern auch regional. Ja, manchmal gibt es Ausnahmen –
wie zb. Bio- und Fairtrade Mangos oder Avocados für nen leckeren
Salat. Aber im wirklich Großen und Ganzen gibt’s halt im Winter
Wurzelgemüse, Kraut usw. - und es schmeckt :) Warum soll ich Bio
Kidney bohnen aus CHINA (gibt’s sowas überhaupt wirklich?) kaufen,
wenn ich zu Hause leckere Käferbohnen bekomme. Bringt hier Bio
überhaupt noch etwas, wenn es dafür durch die halbe Welt
transportiert werden muss?
Für mich wars damit aber nicht getan.
Weitere Gedanken und Ideen wuchsen heran und reiften und wollten
umgesetzt werden.
Was für mich immer normal war, begann
doch unlogisch zu werden: Warum ist es normal, dass wir Muttermilch
(! und nichts anderes ist es) einer anderen Spezies zu uns nehmen? Wo
andererseits stillen in der Öffentlichkeit ein Tabu ist? Wenn es als
grausig gilt Muttermilch in den Kaffee zu geben, warum schütten wir
uns diese von anderen Säugetieren rein?
Für unseren sogenannten Genuss werden
Tiere nicht nur grausam getötet, damit wir später deren Leichen zu
uns nehmen können, nein, Tiere werden künstlich besamt und
geschwängert und nach der Geburt direkt von ihren Jungtieren
getrennt, damit wir die Milch bekommen. Mich schüttelt es wirklich,
wenn ich darüber nachdenke.
Nein, so wenig Tiere wie möglich
sollen aufgrund meiner Existenz leiden. Der Weg von der vegetarischen
zur veganen Lebensweise wollte gegangen werden.
Und hier bin ich nun. Noch nicht lange
den veganen Weg unterwegs, aber überzeugt davon. Wohin er mich
führt? Keine Ahnung. Darauf bin ich gespannt. Aber mir geht es gut
damit.
Ist das nun das Ende vom Lied? Nein,
für mich nicht.
Es geht weiter: vegane Ernährung,
vegane Lebensweise. Kosmetikartikel wollen verbraucht (sonst wäre es
ja Ressourcenverschwendung, wenn ich schon gekauftes wegwerfe...) und
durch vegane ersetzt werden, ebenso Kleidung.
Internetbestellungen vermeide ich wo es
geht und versuche durch Direktkäufe, die auf meinem Weg liegen, die
WIRKLICH WICHTIGEN Bedürfnisse zu erfüllen. Der Weg weg von der
übermäßigen Konsumgesellschaft wird für mich kein leichter sein,
aber ich will ihn gehen.
Plastik will so gut es geht vermieden
werden – was wirklich schier unmöglich ist. Aber man kann es
reduzieren. Und es fängt noch vor dem Plastiksackerl an. Nämlich
beim sich Gedanken machen und bewusst vermeiden.
Energie sparen ist angesagt. Natürlich
– Strom, Fernwärme, Wasser. Ist im Winter die tägliche Dusche
oder das tägliche Bad wirklich notwendig? Keiner wird stinkend durch
die Gegend laufen, wenn er in der kälteren Jahreszeit nur alle zwei
Tage duscht.
Wo hört es auf? Wo muss ich einen
Kompromiss machen um gut leben zu können? Wo kann ich aber
Kompromisse eingehen und trotzdem gut leben?
Vegan alleine ist für mich nicht das
Ende vom Lied. Vegan ist für mich erst das Ende der ersten Strophe.