Sonntag, 12. Januar 2014

vegan - Das Ende vom Lied?

Nein, ganz sicher nicht. Für mich zumindest nicht. Aber um das beantworten zu können, muss ich erstmal von vorne beginnen.



Tja, auch wenns abgedroschen klingt: Es gibt Punkte im Leben, an denen man sich entscheiden muss: Mache ich so weiter wie bisher oder kremple ich alles um.



Ich war im September 2013 an solch einem Punkt angekommen. Gesundheitlich ziemlich am Boden, mit meinem Leben nicht zufrieden. Ich habe mich jahrelang nach dem Prinzip „ohne Rücksicht auf Verluste“ - hart gesagt – verhalten. Konsumiert was ich gerade brauchte bzw. glaubte zu brauchen, eingekauft was mir gerade in den Sinn kam und gegessen ohne über Herkunft, Produktion oder Transport nachzudenken. Nur zufrieden war ich nicht. Eine gewisse Leere war da.



Und dann kam der September 2013. Ein Tiefpunkt für mich, aber ein wirklicher Wendepunkt. Zeit um nachzudenken, Zeit und auch die Muse wirklich in mich zu gehen und die Erkenntnis: ICH MUSS ETWAS ÄNDERN. Klar, in erster Linie für mich – aber ich will auch etwas Anderes für mein Kind. Denn mit zweierlei Maß messen funktioniert einfach nicht. Ich konnte nicht für mich so leben wie bisher, meinem Kind aber das Gegenteil mitgeben wollen.



Begann ich erstmals mit dem Selbermachen in Sachen Nahrungsmittel, geht der Weg inzwischen immer weiter. Aber mal langsam.



In 5 Jahren, die wir nun schon in unserem Dörflein wohnen, habe ich es bis September nicht geschafft gehabt, zu unserem Gemüsebauern direkt ums Eck zu gehen. 5 Minuten zu Fuß. Schlimm eigentlich. Naja, nicht nur eigentlich.

Nun bin ich Stammkundin und freue mich mindestens zweimal wöchentlich über richtig frisches Gemüse direkt vom Bauern. Genauso über die netten Gespräche und Tratschereien jedes Mal. Das Entschleunigen tut gut. Kindlein kann Hendala schauen und ich weiß woher die Nahrungsmittel kommen.



Ich habe Sauerteig selbst angesetzt und seit Monaten kein Brot mehr gekauft. Es schmeckt herrlich und ist nicht viel Aufwand.



Zwischendurch habe ich auch Käse und Butter selbst gemacht. Nudeln wurden in der Wohnung zum Trocknen aufgehängt und ein Entsafter hat ein Plätzchen in meiner Küche ergattert.



Fleisch essen war ab diesem Zeitpunkt irgendwie kein Thema mehr – obwohl wir erst nicht darüber gesprochen haben uns vegetarisch zu ernähren. Irgendwann haben wir bemerkt, dass wir seit Wochen kein Fleisch mehr gegessen haben und uns absolut nichts fehlt. Für mich nicht das erste Mal ein vegetarischer Weg – aber diesmal von Dauer!



Gut, somit wurde dann doch „beschlossen“: Wir bleiben bei rein vegetarischer Kost.



Dann folgte Zug um Zug die Umstellung auf Bio- und Fairtrade Produkte.



Ich habe mich eingelesen in die Materie und ein weiterer Schritt war unumgänglich: nicht nur saisonal einkaufen – sondern auch regional. Ja, manchmal gibt es Ausnahmen – wie zb. Bio- und Fairtrade Mangos oder Avocados für nen leckeren Salat. Aber im wirklich Großen und Ganzen gibt’s halt im Winter Wurzelgemüse, Kraut usw. - und es schmeckt :) Warum soll ich Bio Kidney bohnen aus CHINA (gibt’s sowas überhaupt wirklich?) kaufen, wenn ich zu Hause leckere Käferbohnen bekomme. Bringt hier Bio überhaupt noch etwas, wenn es dafür durch die halbe Welt transportiert werden muss?



Für mich wars damit aber nicht getan. Weitere Gedanken und Ideen wuchsen heran und reiften und wollten umgesetzt werden.



Was für mich immer normal war, begann doch unlogisch zu werden: Warum ist es normal, dass wir Muttermilch (! und nichts anderes ist es) einer anderen Spezies zu uns nehmen? Wo andererseits stillen in der Öffentlichkeit ein Tabu ist? Wenn es als grausig gilt Muttermilch in den Kaffee zu geben, warum schütten wir uns diese von anderen Säugetieren rein?

Für unseren sogenannten Genuss werden Tiere nicht nur grausam getötet, damit wir später deren Leichen zu uns nehmen können, nein, Tiere werden künstlich besamt und geschwängert und nach der Geburt direkt von ihren Jungtieren getrennt, damit wir die Milch bekommen. Mich schüttelt es wirklich, wenn ich darüber nachdenke.



Nein, so wenig Tiere wie möglich sollen aufgrund meiner Existenz leiden. Der Weg von der vegetarischen zur veganen Lebensweise wollte gegangen werden.



Und hier bin ich nun. Noch nicht lange den veganen Weg unterwegs, aber überzeugt davon. Wohin er mich führt? Keine Ahnung. Darauf bin ich gespannt. Aber mir geht es gut damit.



Ist das nun das Ende vom Lied? Nein, für mich nicht.



Es geht weiter: vegane Ernährung, vegane Lebensweise. Kosmetikartikel wollen verbraucht (sonst wäre es ja Ressourcenverschwendung, wenn ich schon gekauftes wegwerfe...) und durch vegane ersetzt werden, ebenso Kleidung.



Internetbestellungen vermeide ich wo es geht und versuche durch Direktkäufe, die auf meinem Weg liegen, die WIRKLICH WICHTIGEN Bedürfnisse zu erfüllen. Der Weg weg von der übermäßigen Konsumgesellschaft wird für mich kein leichter sein, aber ich will ihn gehen.



Plastik will so gut es geht vermieden werden – was wirklich schier unmöglich ist. Aber man kann es reduzieren. Und es fängt noch vor dem Plastiksackerl an. Nämlich beim sich Gedanken machen und bewusst vermeiden.



Energie sparen ist angesagt. Natürlich – Strom, Fernwärme, Wasser. Ist im Winter die tägliche Dusche oder das tägliche Bad wirklich notwendig? Keiner wird stinkend durch die Gegend laufen, wenn er in der kälteren Jahreszeit nur alle zwei Tage duscht.



Wo hört es auf? Wo muss ich einen Kompromiss machen um gut leben zu können? Wo kann ich aber Kompromisse eingehen und trotzdem gut leben?



Vegan alleine ist für mich nicht das Ende vom Lied. Vegan ist für mich erst das Ende der ersten Strophe. 



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